Institutionen

Die übergeordnete Fragestellung des Schwerpunkts „Institutionen-Praktiken und Normen“ lautet: Wie wird die nicht-regulierte Grundwasserentnahme durch Institutionen geprägt?

Illustration: Krystin Unverzagt

Vorschriften für die Nutzung des Grundwassers haben sich im Laufe von Jahrhunderten gebildet und stammen aus einer Zeit, in der die Ressource weniger belastet war als sie es heute ist. Aktuelle Stressoren sind neben schädlichen, toxischen Einträgen insbesondere Mengenunsicherheiten aufgrund des fortschreitenden Klimawandels. Die Belastungen und Unsicherheiten haben unmittelbare Auswirkungen auf die lokale Nutzung des Grundwassers, z. B. für die Bewässerung in der Landwirtschaft oder die Trinkwasserversorgung. Gleichzeitig erleichtert die „Unsichtbarkeit“ des Grundwassers eine unkontrollierte Entnahme und erschwert die Bewirtschaftung der Ressource auf lokaler, nationaler und regionaler Ebene. Insgesamt hängt die Nutzung und das Management des Grundwassers eng mit lokalen sozialen Strukturen und kulturellen Normen zusammen. Wird die Ressource als Gemeingut verstanden? Wer ist Eigentümer des Grundwassers? Wie und von wem wird die Ressource verteilt? Wie ist die Grundwassernutzung organisiert, zum Beispiel durch das Gewohnheitsrecht?

Quelle des Flusses Buna in Bosnien und Herzegowina. Foto: Goran – Adobe Stock

Der Schwerpunkt „Institutionen–Praktiken und Normen“ nähert sich diesen Fragestellungen durch eine ethnographische Forschung zur Umsetzung der (Grund-)Wasserrahmenrichtlinie (G-WFD) in lokalen Kontexten an. Durch die Wahl von zwei Fallstudien (in der Republik Kroatien und in Bosnien-Herzegowina), wollen wir die Fragestellungen in einem institutionellen Kontext untersuchen. Wie funktioniert zum Beispiel die Umsetzung der Grundwasserrahmenrichtlinie in einem EU- und einem Nicht-EU-Kontext? Wie hat die Republik Kroatien als jüngstes EU-Mitglied die erforderlichen Maßnahmen in ihrem Europäisierungsprozess umgesetzt? Und wie wird im Fall von Bosnien-Herzegowina eine EU weite Richtlinie wie die G-WFD vor dem tatsächlichen EU-Beitritt realisiert?

Auf einer zweiten Ebene ist es unser Ziel zu verstehen, wie sich Wasserpolitik und lokale Praktiken der Grundwassernutzung gegenseitig bedingen. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, Diskrepanzen zwischen den beabsichtigten Folgen der Wasserrahmenrichtlinie und der lokalen Grundwasserentnahme zu ermitteln. So kann beispielsweise das unkontrollierte Bohren von Brunnen und die damit einhergehende ungehinderte Grundwasserentnahme das Gesamtziel, die Grundwasserressourcen in einem bestimmten Gebiet zu schonen, beeinträchtigen. Zusätzlich wird die Rolle von Wissenspraktiken bei der Grundwasserbewirtschaftung und –nutzung beforscht. Hier ist es wichtig herauszuarbeiten, wie Kenntnisse/Praktiken in politischen Entscheidungsprozessen auf lokaler, nationaler und regionaler Ebene berücksichtigt und Entscheidungsfindungen beeinflusst werden könnten.

Kontakt

Dženeta Hodžić
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung /
Goethe Universität Frankfurt

dzeneta.hodzic@isoe.de

Prof. Dr. Gisela Welz
Goethe Universität Frankfurt

Dr. Fanny Frick-Trzebitzky
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung