Telekopplung – eine neue Herausforderung des nachhaltigen Managements von Grundwasser
In Europa besteht mit den Regelwerken der Wasserrahmen- (WRRL) und Grundwasserrichtlinie eine vergleichsweise umfassende Regulierung des Grundwassers. Dennoch werden ihre gesetzten Ziele für 2027 “guter chemischer” und “guter mengenmäßiger Zustand” voraussichtlich nicht flächendeckend erreicht.
Eine Ursache hierfür liegt in der unzureichenden Berücksichtigung des Zusammenspiels aus Grundwasserverfügbarkeit, -nutzung und Rechtsansprüchen (sozial-ökologische Regulation), welches zunehmend in überregionalen Ursache-Wirkungs-Beziehungen eingebettet ist. Eine vertikale und horizontale Integration über Skalen und Politiken hinweg, wie nicht zuletzt die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), fehlt weitgehend.
Das übergeordnete Ziel von ‘regulate’ ist es, die sozial-ökologische Regulation des Grundwassers in Europa vor dem Hintergrund von Telekopplungen sowie naturräumlichen und gesellschaftlichen Dynamiken zu betrachten. Unter „Telekopplung“ werden Fernwirkungen verstanden, die lokal zu Problemen von Qualität und Verfügbarkeit führen, ihren Ursprung allerdings aufgrund sozioökonomischer und politischer Verflechtungen in anderen Regionen haben. In ‚regulate‘ werden dazu unter anderem Fernwasserleitungen und die Übernutzung von Grundwasser im Zuge des virtuellen Wasserhandels beforscht. Die Forschung im Bereich ‘regulate’ basiert auf der Hypothese, dass Grundwasser über Telekopplungen in neue, komplexe Funktionsbeziehungen tritt, so dass eine sozial-ökologische Regulation der Ressource über ein relatives Raumverständnis neu definiert werden muss (Frick-Trzebitzky, Lütkemeier 2021).
In einem transdisziplinären Prozess entwirft das Team gemeinsam mit staatlichen Akteur*innen Ansätze adaptiver Governance-Leitlinien für regulatorische Interventionen. Diese sollen Telekopplungen und Dynamiken bzw. Unsicherheiten wie den Klimawandel beinhalten. Besondere Anwendungsrelevanz erhalten diese Leitlinien als Beitrag für die Gestaltung der europäischen Wasserpolitik für die Zeit nach 2027. Die wissenschaftlichen Innovationen unserer Forschung in ‘regulate’ bestehen in der Konzeptualisierung von Telekopplungen als ein neues Verständnis von Raum in sozial-ökologischen Systemen und deren Regulierung. Dabei werden Fragestellungen der anwendungsorientierten Forschung und der Grundlagenforschung verbunden.
Kontakt
Dr. Robert Lütkemeier
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung /
Goethe Universität Frankfurt
luetkemeier@isoe.de
Dr. Fanny Frick-Trzebitzky
ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung
frick@isoe.de